Neue Gemeinschaftlichkeit zur Wiederbelebung sozial und demografisch entleerter Räume

Neue Wohn- und Lebensformen als Antwort auf demografische Herausforderungen

Forschungs- und Dialogprojekt 2015 – 2017 | Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen GEN Europe und e5

Die Anzahl der Menschen, die in urbanen Räumen wohnen wächst beständig. Bereits 2050 werden, so die Prognosen, so viele Menschen in Städten wohnen, wie heute insgesamt auf der Erde leben. Die Verstädterung wird begleitet von Entleerungsprozessen, die auch einige Regionen in Deutschland und Europa betreffen. Die Gründe reichen vom ökonomischen Niedergang von Städten und Regionen aufgrund industriellen Strukturwandels oder wirtschaftlicher Krisen bis hin zum Bevölkerungsrückgang aufgrund geringer Geburtenraten und führen zu einer Entvölkerung unattraktiver Städte und des ländlichen Raums. Die Entleerung der betroffenen Siedlungsräume erfolgt sowohl demografisch wie auch sozial.

Eine ganze Reihe an Dörfern, Städten und Kreisen kämpft bereits mit dieser Herausforderung und eine Vielzahl an entsprechenden Projekten im Bereich der Daseinsfürsorge, Stadtentwicklung und Raumplanung sind inzwischen angelaufen. In der Wissenschaft gilt es als ausgemacht, das Landstriche und Siedlungen raumplanerisch, städtebaulich und seitens der Infrastruktur zurückgebaut, einzelne wahrscheinlich auch aufgegeben werden müssen.

In den letzten 40 Jahren ist eine Vielzahl an bewusst initiierten (intentionalen) Lebensgemeinschaften entstanden, die das Wohnen, Leben und Arbeiten ihrer Bewohner nach ökologisch und sozial nachhaltigen Zielen ausrichten. Dazu gehören Ökodörfer, Gemeinschaften, Land- und Stadtkommunen, Co-Housing-Initiativen, Nachbarschaftsgemeinschaften und andere auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit hin orientierte Lebensgemeinschaften und Gemeinschaftsprojekte. Solche Raumpioniere kommen in der Regel mit eigenen ökonomischen Standbeinen und komplexen technologischen und sozialen Nachhaltigkeitskonzepten in ihre Siedlungsregionen. Sie bieten vielfältige Potentiale, durch bürgerschaftliches Engagement demografisch entleerte Räume wieder zu beleben und in ihnen die Daseinsfürsorge aufrecht zu erhalten. Nicht selten wirken sie als kleine regionale Entwicklungskerne zur Wiederbelebung und Stärkung einer Region. Umgekehrt sind die betroffenen Regionen und Städte für solche gemeinschaftlichen Initiativen attraktiv, da sie niedrige Immobilienpreise, eine sozial übersichtliche Nachbarschaft, Naturnähe, bisweilen gute ökologische Bedingungen und räumliche Weite anbieten können.

In einem vom UBA geförderten Kooperationsprojekt mit GEN Europe untersucht e5 das Potential solcher Gemeinschaftlichkeit für sozial und demografisch entleerte Räume. Welche Settings benötigen sozialökologische Gemeinschaften zur Wiederbelebung solcher Räume? Welchen Beitrag könnte eine darauf abgestimmte Architektur, Stadt- und Regionalplanung, Wirtschaftsförderung und Wohnbauweise dabei spielen? Im Rahmen des Projekts wird ein Austausch und Dialog initiiert zwischen Experten der Stadt- und Regionalentwicklung, der Immobilienwirtschaft und des Wohnbaus, politischen Entscheidungsträgern und Behörden von Städten, Kommunen und regionalen Verwaltungseinheiten, sowie sozialökologischen Gemeinschaften und verwandten intentionalen gemeinschaftlichen Sozialformen.

Aktivitäten von e5

Seit April 2015 läuft das vom deutschen Umweltbundesamt geförderte Projekt „Urbane Resilienz und neue Gemeinschaftlichkeit“, welches vom GEN Europe in Zusammenarbeit mit dem European Business Council for Sustainable Energy (e5) durchgeführt wird. Es untersucht, wie das Lebensmodell und das Nachhaltigkeitsverständnis von Ökodörfern sowie vergleichbaren sozialökologischen Gemeinschaften die Stadt- und Regionalentwicklung befruchten und Kommunen stärken kann, die von Abwanderung und Niedergang bedroht sind.

Der Projektstrang „Neue Gemeinschaftlichkeit zur Wiederbelebung sozial und demografisch entleerter Räume“ greift auf die Erfahrungen und Erkenntnisse des Projekts „Nachhaltige Lebensstile durch Gemeingüterökonomie“ von 2013/2014 zurück, welches das Nachhaltigkeits- und Innovationspotenzial von sozialökologischen Gemeinschaften untersuchte. Dieses vorausgegangene Projekt beinhaltete eine Reihe an Experten-Workshops und mündete in der umfangreichen Studie „Ökologische Lebensstil-Avantgarden. Eine kurze Analyse sozialökologischer Gemeinschaften und ihres Innovationspotentials“. Hier konnte unter anderem eine starke Präsenz solcher Gemeinschaften in strukturschwachen Siedlungsräumen ermittelt, zudem konnten Chancen und Potentiale ihrer Rolle als Raumpioniere herausgearbeitet werden.

Im Folgeprojekt „Neue Gemeinschaftlichkeit zur Wiederbelebung sozial und demografisch entleerter Räume“ wird an diese Erkenntnisse angeknüpft. Das in Ökodörfern und Gemeinschaften kultivierte Nachhaltigkeitsverständnis ist weitgehender als die bisher in der Stadt- und Regionalentwicklung verbreiteten Ansätze. Sein Potential für die nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung als auch zur Bewältigung demografischer Herausforderungen ist bisher in der kommunalpolitischen Diskussion noch nicht hinreichend präsent. Es wird sowohl ein Dialogprozess zwischen Experten und Entscheidern in Gang gesetzt werden, als auch Fachanalysen zu einzelnen Dimensionen der Stadtentwicklung erarbeitet werden. Das Kooperationsprojekt wird voraussichtlich bis Herbst 2016 dauern.

Handlungsempfehlungen

Infoseite: Wie beleben gemeinschaftliche Raumpioniere demografisch, wirtschaftlich und sozial schrumpfende Räume und wie kann Verwaltung und Politik sie dabei unterstützen. Siehe hier.

Veranstaltungen

  • 7. April 2016 – Experten-Rundgespräch: Raumpioniere beleben schrumpfende Regionen in Zusammenarbeit mit dem Innovators Club des Deutschen Städte und Gemeindebundes (DStGB). Weitere Informationen finden Sie hier.
  • 23. Juni 2016 – Abschlussveranstaltung von GEN-Europe: Werkstattgespräch „Urbane Resilienz und neue Ge­meinschaftlichkeit“ in der Genossenschaft Lebensgemeinschaft Spreefeld (Berlin). Präsentation der Zwischenergebnisse des Projektstrags „Neue Gemeinschaftlichkeit zur Wiederbelebung sozial und demografisch entleerter Räume“ von e5. Eine Dokumentation der eintägigen Veranstaltung finden sie hier.

Materialien

  • Gemeinsame Pressemitteilung (25.05.15): e5 und GEN Europe kündigen ein gemeinsames Forschungs- und Dialogprojekt an, das vom Umweltbundesamt gefördert wird. Es untersucht Chancen und Grenzen des Ökodorf-Ansatzes für die nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung und initiiert dazu einen ersten Dialog unter lokalen Akteuren und Stakeholdern. Siehe hier.
  • Inhaltliche Einführung: „Neue Gemeinschaftlichkeit zur Wiederbelebung sozial und demografisch entleerter Räume“. Siehe hier.
  • Präsentation: Ersten Erkenntnisse des Projektstrangs „Neue Gemeinschaftlichkeit zur Wiederbelebung sozial und demografisch entleerter Räume“ von Juni 2016. Siehe hier.
  • Beispiele aus der Praxis – Gemeinschaftliche Raumpioniere als Impulsgeber: Unternehmensgründungen in schrumpfenden Regionen. Siehe hier.
  • Beispiele aus der Praxis – Gemeinschaftliche Raumpioniere als Impulsgeber: Nahversorgung in schrumpfenden Regionen. Siehe hier.
  • Beispiele aus der Praxis – Gemeinschaftliche Raumpioniere als Impulsgeber: Schulneugründungen in ländlichen Regionen. Siehe hier.
  • Arbeitspapier „Die Gardinenlosen“ (28.02.2017). Siehe hier.

 

Ansprechpartner für das Projekt:

European Business Council for Sustainable Energy (e5)
Julio Lambing
Senior Researcher
Tel:+49 177 8389322
E-Mail: julio.lambing@e5.org

 

Förderung durch das Bundesumweltministerium